Avispa Fukuoka

Fünf japanische Teams und drei koreanische Mannschaften hatten sich auf den Weg gemacht, um die AFC Champions League für sich zu entscheiden. Vor dem Halbfinale steht bemerkenswerterweise bereits fest, dass der neue Titelträger aus Nippon stammen wird. Denn unter die besten vier Clubs des Kontinents haben sich nur Vereine aus Japan versammelt, so dass die wichtigste Trophäe Asiens auch in der zweiten Auflage einmal mehr im Land der aufgehenden Sonne landen wird. Mitten drin und voll dabei ist weiterhin der amtierende Landesmeister Avispa Fukuoka mit Übungsleiter Dimitry Utschkov, der russischen Antwort auf Ernst Middendorp. Für das Halbfinale sieht es gut aus, die Wespen können aus dem Vollen schöpfen. Letzter Stolperstein auf dem Weg ins Endspiel ist Sagan Tosu, die sich als einziges Team bereits auf dem Champions-League-Pokal eingravieren konnten. Da wird es Zeit für ein bisschen Abwechslung auf der Trophäe.

Eigentlich lag Avispa-Coach Dimitry Utschkov gemütlich an einem algenverseuchten Baggersee als plötzlich das Nokia 3310 klingelte. Da hatte sich die AFC ja etwas Schönes ausgedacht! Mitten in den Ferien fiel es den Verantwortlichen ein, dass man vielleicht (sofern es keine Umstände bereitet) eine kleine Runde Champions League spielen könnte. Als hätte man nicht Stress und Arbeit genug! "Wie stellen sich Trottel bei Verband das eigentlich vor? Schon gebucht Thai-Massage bei Bonita mit Extraservice für nächstes Woche, da doch die Onkel nicht einfach können absagen! Sein mal wieder eine handfeste Skandal!" Statt seelischer Entspannung nun also körperliche Ertüchtigung und der kümmerliche und verzweifelte Versuch, vom Flughafen Frankfurt-Hahn irgendwie zurück nach Japan zu kommen. Vermutlich würde der Trainer von Avispa noch ein bisschen puzzeln und telefonieren müssen, bis er den Heimweg nach Asien würde beginnen können. Möge die Übung gelingen.

Bei Avispa Fukuoka scheint der Fokus auf die AFC Champions League unterwegs verlorengegangen zu sein. Trainer Dimitry Utschkov wurde nach den enttäuschenden Auftritten gegen eine koreanische Kirmestruppe die ganze Woche nicht mehr auf dem Vereinsgelände gesichtet. Scheinbar hat er umgesattelt auf Home Office, wobei er sich auch in Sachen Videokonferenzen rar gemacht haben soll. Irgendwie seltsam, dass der kommende ZAT gar nicht so im Fokus steht, obwohl es für Avispa doch um die Wurst geht. Doch Onkel Dimitry hatte eine plausible Erklärung parat: "Musste mich kümmern um viel wichtig Dinge. Habe geschrieben Brief an Targobank, dass endlich rauswerfen aus TV asoziales Eichhörnchen und diabolisches Sinah Kambach. Wollen endlich haben zurück Sascha Wenzel, wo Köter zerstören jedes Wochenende vor die Sportschau die Gartenzaun von Nachbar. Bringen seelische Gleichgewicht ganz durcheinander nerviges Werbespot."

Während die heimische J-League weiterhin pausiert, gibt es für Avispa Fukuoka und Coach Dimitry Utschkov zumindest ein hübsches Intermezzo in der AFC Champions League. Dort ist der erste Gruppen-ZAT für die Japaner mit dem russischen Übungsleiter ohne besondere Vorkommnisse absolviert. Nun steht am Wochenende der doppelte Vergleich mit Jeju United aus Südkorea auf dem Programm. Das ist ein Team, das nur schwer zu interpretieren und deshalb mit äußerster Vorsicht anzugehen ist. Da momentan der Ligabetrieb ruht, darf man sich in Fukuoka über ein wenig Abwechslung und Gegner aus den unendlichen Weiten Asiens freuen. Allerdings scheint die Königsklasse nicht überall auf dem Kontinent auf Gegenliebe zu stoßen. Angeblich hat sich Nordkoreas "Geliebter Führer" Kim Ding-Dong beim asiatischen Fußballverband darüber beschwert, dass nur die Erzfeinde aus Südkorea und Japan am prestigeträchtigen Wettbewerb teilnehmen dürfen. Man hat es im Leben aber manchmal auch nicht einfach.

"Hey ho, let's go" schallt es durch ganz Asien, denn erstmalig wird in der AFC Champions League der beste Club des Kontinents gekürt. Wobei dies nicht so ganz korrekt ist, denn man sucht Mannschaften aus dem Iran, aus Saudi-Arabien, China, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den meisten anderen asiatischen Ländern vergeblich. Einzig Japan (5) und Südkorea (3) entsenden ihre Teams in den Wettbewerb. Aus diesen acht Vereinen wird nun also der Beste der Besten Asiens gesucht. Zu den ausgesuchten japanischen Vertretern zählt Avispa Fukuoka, die sich mit (oder trotz) Übungsleiter Dimitry Utschkov für die Königsklasse qualifiziert haben. Der russische Coach zeigt sich aber nicht sonderlich erbaut darüber, dass er in der eigentlichen Spielpause nun mit lästiger Mehrarbeit malträtiert wird: "Wenn wir hätten gewusst, dass nun drohen Extramaloche bei nix volles Lohnausgleich, dann doch lieber beendet vergangenes Spielzeit auf Rang 6. Aber niemand haben gegeben die Onkel eine Wink mit Zaunpfahl."